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Das macht man so - wie wir lernen, das zu tun, was von uns erwartet wird

Wie wir lernen, das zu tun, was von uns erwartet wird


Ein Beispiel: stell dir mal vor, jemand aus deiner Familie ist krank und nun gehört es sich ja so, dass man anruft und sich nach dem Befinden erkundigt. Dein Körper signalisiert dir aber im Moment gar nicht dieses Gefühl, dass du das Bedürfnis hast, dort anzurufen und nachzufragen.

Im Gegenteil, wenn du tief in dich hinein spürst, merkst du, dass du überhaupt keine Lust hast, diese Person anzurufen, ja, dass sich das sogar schlecht für dich anfühlt.

Nun beginnt ein innerlicher Kampf zwischen dem, was dein Körper spürt und dem, was dein Verstand denkt und gelernt hat, dass er tun sollte und das von den anderen erwartet wird.

Du selbst fängst an, über dich zu urteilen oder ein schlechtes Gewissen zu bekommen, wenn du nicht anrufst und schließlich gewinnt das Nicht-Selbst-Muster den Kampf und du rufst an, obwohl es dir nicht entspricht und dein Körper gerade gar kein Interesse daran hat, mit dieser Person in Kontakt zu treten.

Es entsteht ein Gespräch und nachdem du aufgelegt hast, hast du das Gefühl, du hast deine Pflicht gegenüber dem anderen Menschen erfüllt. Du warst wieder mal brav und hast dich so verhalten, wie es von dir erwartet wird.

Aber mit dir selbst bist du in dem Moment nicht im Reinen, du fühlst dich schlecht, unzufrieden, traurig, energielos oder schlicht und einfach unrund in deinem eigenen Körper. Irgendetwas ist nicht in Ordnung. Du hast dich wieder einmal dazu bringen lassen, die Signale deines Körpers zu überhören und zu missachten.

Oder, stell dir mal vor, du hast einen Partner, egal jetzt, ob es ein Lebenspartner ist oder ein Geschäftspartner, Kollegen, Eltern, Kinder, wer auch immer. Und du hast das Gefühl, du bist jetzt sauer auf den oder du bist beleidigt oder fühlst dich verletzt oder irgendetwas in der Art.

Du traust dich aber nicht, ihm das zu sagen, weil wenn du das tust, könnte er ebenfalls traurig oder sauer oder beleidigt sein und du möchtest einfach nicht dieses Gefühl zurückbekommen und du hast Angst, dass sich das sehr unangenehm für dich anfühlen würde. Hast vielleicht auch schon ähnliche Erfahrungen gemacht.

Also greift dein Verstand auf gewisse Muster zurück, die er aufgrund seiner Beobachtungen und Erfahrungen ausgerechnet hat, wie zum Beispiel: „Wenn ich jetzt so tue, als ob das überhaupt nicht schlimm wäre oder mir einrede, es ist überhaupt nicht schlimm, was in Wirklichkeit passiert ist, dann ist es auch nicht schlimm. Oder zumindest nicht so schlimm. Und es geht ja vorbei, es ist keine große Sache.“

Du hörst auf deinen Verstand und schluckst vieles herunter. Aber dein Körper spürt, es ist nicht richtig, was du machst, du fühlst dich unwohl, verspannt und irgendwie komisch in deinem Körper.

Und wenn du wieder Kontakt mit der betreffenden Person hast, flammt immer wieder kurz in dir Ärger auf, wenn du daran erinnert wirst, was dich beleidigt oder gestört hast, aber du nicht angesprochen hast. Auf Dauer führt das zu einem ungesunden Zustand sowohl in deinem Körper als auch in der Beziehung zu dem anderen Menschen.

Dein Verstand gaukelt dir oft vor, dass das Nicht-Selbst das Richtige für dich ist. Aber das, was du da tust, bist nicht du, es ist nicht das, was dir und deinem Körper entspricht, sondern es ist gelernt und anerzogen.

Es kommt nicht aus deinem Innersten, aus dem, was dir und deinem ureigenen Wesen zutiefst entspricht. Stattdessen machst du in dem Moment das, was du gelernt hast in all den Jahren und was dir erzählt wird und auch anderen Menschen erzählt wird, was man zu tun hat.

Zum Beispiel kann es sein, dass du dir mentalen Druck machst, irgendetwas zu machen, sagen wir mal, deine Fenster sind dreckig, aber du spürst im Körper keinen Impuls, diese Fenster jetzt zu putzen.

Doch du weißt, die Nachbarn sehen deine dreckigen Fenster. Und in deinem Kopf beginnt folgender Gedankengang: „Wenn die Nachbarn meine dreckigen Fenster sehen, könnten sie anfangen, darüber zu urteilen. Sie könnten denken, dass ich eine schlampige und schlechte Hausfrau bin und auch mit anderen Leuten in unserem Viertel über mich lästern.“

Das macht dir Sorge und du möchtest das nicht, weil deinem Verstand wichtig ist, dass die Nachbarn gut über dich denken und weil dir beigebracht wurde, dass du dich immer so verhalten sollst, dass niemand schlecht über dich denken kann – also angepasst und so wie alle anderen auch. Also putzt du deine Fenster.

Auch das ist der Verstand, der deinem Nicht-Selbst sagt: „Putz die Fenster, weil saubere Fenster signalisieren, dass du eine ordentliche Hausfrau bist.“

Aber nicht du selbst hast diese Entscheidung getroffen, Fenster zu putzen, sondern diese Entscheidung haben all die Menschen um dich herum getroffen, die die gleichen Muster in sich tragen wie du.

So entsteht im Kollektiven ein Muster. Es entwickeln sich kollektive Regeln, die befolgt werden müssen, damit man so und so wirkt und rüberkommt. Es entsteht ein Schubladendenken und die Menschen richten ihre Entscheidungen danach aus.

Aber wir sind keine Menschen, die in Schubladen gehören. Wir sind individuelle Menschen. Und wir spüren genau im Körper das, was für uns gut ist und das, was uns nicht entspricht.

Dieses Nicht-Selbst spüren wir genau im Körper. Alles, was wir machen oder sagen und sich nicht gut im Körper anspürt, ist das erzogene Nicht-Selbst der Gesellschaft.

Irgendwann haben wir dann verlernt, ganz auf unseren Körper zu hören. Wir spüren ihn gar nicht mehr. Aber vielleicht wollen wir ihn gar nicht mehr spüren, weil oftmals das, was wir dort spüren, nicht schön für uns ist, weil unbekannt, und wir deswegen unseren Fokus auf ganz andere Sachen legen, nur nicht auf unseren Körper.

Denn würden wir unseren Körper in voller Intensität spüren, dann wäre der Schmerz, trotzdem gegen ihn und seine Impulse zu handeln, so groß, dass wir das kaum aushalten könnten. Es würde innerlich viel zu sehr weh tun, zu spüren, wie sehr wir uns selbst damit verletzen, das könnten wir kaum aushalten. Dann müssten wir auf ihn hören, egal, was die anderen davon halten, doch dafür braucht es sehr viel Mut.

Je öfter und stärker wir als Kinder dafür bestraft wurden, auf unseren Körper zu hören und nicht so zu handeln, wie es von uns erwartet wurde, desto tiefer ist in uns ein Muster verankert, das sagt: „Es ist gefährlich, auf deinen Körper zu hören. Denn wenn du das tust, wirst du zum Außenseiter und gehörst nicht mehr dazu, wirst ausgestoßen oder bestraft.“

Dadurch flüchten viele von uns in den Verstand und versuchen, sich so weit wie möglich an den Durchschnitt der Gesellschaft anzupassen, auch wenn es sich schlecht für unseren Körper anspürt.

Wir fangen also an, mechanisch irgendwelche Sachen zu machen. Aus Gewohnheit, weil wir es schon immer so gemacht haben und gelernt haben, dass wir damit am leichtesten reibungslos in der Gesellschaft funktionieren können, auch wenn wir dafür einen hohen Preis zahlen: den Preis, uns selbst und unseren individuellen Körper nicht mehr zu spüren.

Es erspart uns, auf das zu hören, was uns wirklich entspricht. Und somit reagieren wir letztendlich auf Sachen und Situationen in der Art, die wir gelernt haben, wie wir gemäß den Anforderungen der Gesellschaft reagieren sollen. Und nicht aus dem Grund, weil uns der Körper signalisiert, wir sollten jetzt darauf reagieren.

Also Fazit: das Nicht-Selbst und auch das Selbst ist immer im Körper zu spüren. Es wohnt im Körper. Und wir können anfangen, uns wieder langsam, aber sicher auf unseren Körper zu fokussieren. ihn wieder wahrzunehmen. Und ihn als das zu sehen, was er ist: unser Leben, unser individuelles Leben

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Das benötigt eine Menge Mut, aber es lohnt sich, denn wir bekommen dafür das allergrößte Geschenk: uns und unseren Körper wieder voll zu spüren und schrittweise immer mehr das Leben zu leben, das uns selbst entspricht.

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